Gerhard Hahn, Mail

 

Gerhard Hahn

„Gerhard Hahns Arbeiten können wir als bildhafte Modelle des menschlichen Organismus verstehen; auch in seinen Plastiken geht es um Prinzipien des Austauschs zwischen innen und außen sowie darum, plastische Bilder für stoffliche, energetische oder emotionale Vorgänge zu finden. Gerhard Hahn experimentiert in seinen Plastiken mit einer modernen, von Maschinen und Technik inspirierten Formensprache und industriellen Herstellungsverfahren, die er modellhaft ins Organische wendet und auf den Menschen rückbezieht.

Zwischen 1995 und 2000 entstanden vorwiegend serielle Großprojekte, die er in Zusammenarbeit mit der Industrie realisierte. Im Gegensatz zu den sorgsam und langwierig von Hand aufgebauten keramischen Plastiken fungiert der Künstler hier in erster Linie als Ideengeber und kontrolliert den Prozess. Der Grundgedanke, industrielle Produktionsmethoden für die Kunst zu nutzen, war, so der Künstler und ehemalige Ingenieur, ‚das seriell und rationell produzierte Industrieprodukt mit dem einmaligen, transzendenten Kunstwerk zusammenzudenken.‘ […] In Gerhard Hahns Arbeiten hat die Technik primär dienende Funktion. Sie ist Quelle der Inspiration für das kreative, künstlerische Werk, das sich zurück auf den Menschen bezieht […]

Viele der Objekte aus Ton von Gerhard Hahn erinnern an Räume, Kammern, Zellen, metaphorische Organismen, Hüllen oder Kapseln. Die modellierte Hohlform ist ein Bild für den Leib. Die Hüllen, die Gerhard Hahn formt, sind nie hermetisch in sich abgeschlossen. Wir blicken bei vielen seiner Arbeiten durch Löcher, Spalte und Ritzen in dunkle Räume, haben es buchstäblich mit verschatteten ‚inneren Räumen‘ zu tun. Der Blick von außen in eine leere Hülle ruft unweigerlich ein Gefühl von Verlust, eine Sehnsucht nach dem Vergangenen oder den Wunsch hervor, den Raum zu füllen […]

Gerhard Hahns Arbeiten [suchen] modellhaft das Verhältnis zwischen Mensch und Umwelt, subjektiver Erinnerung und objektiver Form, Vergangenheit und Zukunft zu beschreiben. Auf bildhafte Weise kreisen sie um den beständigen Zwiespalt zwischen Leib und Seele, Körper und Raum, Licht und Schatten, Anfang und Ende. Die Plastiken bilden in ihrer Geburt und Tod umfassenden Symbolik, die Vorstellungen von Uterus bis Urnengrab einschließen, Orte des Innehaltens und ein Gegengewicht zu den aktuellen Strategien der Beschleunigung einer zunehmend digitalen, flexiblen, auf Unterhaltung und Schein programmierten Welt.“
Heckmann, Dr. Stefanie: Räume, die wir atmen. Katalogtext in: Hahn, Gerhard: Plastiken, Installationen, Zeichnungen. 2004

Vita

1977 – 1984
Studium der Keramischen Verfahrenstechnik, Ingenieurtätigkeit bei Rosenthal Glas & Porzellan AG

1984 – 1989
Studien für Gefäßkeramik und Keramik-Design, Gesamthochschule Kassel und Hochschule Niederrhein

1989 – 1993
Studium der Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf bei Magdalena Jetelová

seit 1995
Künstlerische Kooperationsprojekte mit Industrieunternehmen in Deutschland und den USA

seit 2002
Professur an der Hochschule Niederrhein, Krefeld für Produktdesign 

Preise und Stipendien seit 1990

Landespreis Kunst aus Rheinland-Pfalz
Senatspreis der Fachhochschule Niederrhein
Stipendium der Stiftung Kulturfonds, Berlin
Stipendium des J. M. Kohler Arts Centers, Wisconsin/USA
Stipendium des Landes Rheinland-Pfalz
Stipendium II des J. M. Kohler Arts Centers, Wisconsin/USA
Projekt-Förderung durch die Helios Ventilatoren GmbH
Stipendium III des J.M. Kohler Arts Centers, Wisconsin/USA
Projekt-Förderung durch die Schunk Ingenieurkeramik GmbH

Weitere Lehrtätigkeiten an Hochschulen  1992 – 2001

Hochschule der Künste Berlin
Hochschule Anhalt im Bauhaus Dessau
Kunsthochschule Weissensee, Berlin
London St. Martins College of Art & Design
Halle / Burg Giebichenstein
Muthesius Kunsthochschule, Kiel
Akademie der Künste Stuttgart

Einzelausstellungen seit 1995 (Auswahl)

Schloss Waldthausen, Rheinland-Pfalz, Mainz
Kunstverein Ortenau / Offenburg
Künstlerbahnhof Westend, Berlin, Carl-Hofer-Gesellschaft
Landesmuseum Koblenz /Technische Sammlung der Stadt Dresden
DASA / Bundesanstalt für Arbeit, Dortmund / Expo 2000
Galerie am Wasserturm, Berlin
Städtisches Museum St. Wendel / Saar
Galerie Schlassgoart, Luxembourg
Galerie Schloß Randegg, Gottmadingen, Bodensee
Galerie Idelmann, Gelsenkirchen
LWL Industriemuseum Henrichshütte, Hattingen / Bochum
Krefelder Kunstverein
Galerie Schloss Neersen, Willich
Galerie Meta Weber, Krefeld

Arbeiten in öffentlichen Sammlungen

Kultusministerium Rheinland-Pfalz, Mainz
Sparkassenverband Rheinland-Pfalz, Mainz
John Michael Kohler Arts Center, Sheboygan / USA
Kunstsammlung Kohler Co., Wisconsin / USA
Landesmuseum Koblenz
DASA Deutsche Arbeitsschutz Ausstellung, Dortmund
Deutscher Beamtenwirtschaftsbund, Berlin
Stadt Willich

Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl)

1990 Kunst aus Rheinland-Pfalz, Plastik und Bildhauerzeichnung,
Deutsches Keramikmuseum bei Koblenz (Katalog)
1991 Configura I, Kunst in Europa, Erfurt (K)
Kunst in Rheinland-Pfalz und Sachsen,
Staatliche Kunstsammlung Dresden / Schloß Pillnitz und
Pfalzgalerie Kaiserslautern (K)
1992 Vystava Studentu Akademie Düsseldorf,
Umprum – Prag (K)
1994 Kunst aus Rheinland-Pfalz,
Installation und Plastik, Germersheim, Zeughaus (K)
Deputy-Show, Neue Galerie der HdK Berlin (K)
1995 Experimentelle Randegg,
Schloß Randegg, Gottmadingen, Bodensee (K)
1996 ODERBRÜCKE, Deutsch-Polnische Bildhauerausstellung
Glindower Ziegelei, Werder
Tonfusion, Schloß Rheinsberg
1997 Baltic Ikonopress Exhibition 1997
Polnisches Nationalmuseum, Stettin (K)
Kunst aus Ton, Galerie am Wasserturm, Berlin
Exterritorial, Töpchin / Zossen
1998 Kunst aus Rheinland-Pfalz, Zehnthaus Jockgrim (K)
Experimentelle Randegg, Schloß Randegg, Gottmadingen (K)
1999 Wir gestehen alles, Galerie Zapata, Stuttgart
2000 Finissage Internationales Künstlersymposium Sieversdorf
2001 Ausgezeichnet, 1884 -2000, Galerie Bürkner, Frechen und
2002 Städtische Galerie Peschkenhaus, Moers (K)
2 culturas, un dialogo, Ausstellung deutscher und spanischer Künstler,
Valencia, Cordoba, Lugo, Aragon (K)
Im Quadrat, Künstlerhaus 188, Halle (K)
2004 Stoffwechsel Berlin, Abgeordnetenhaus Berlin
Staffellauf, Ausstellung der Lehrenden des FB Design der Hochschule
Niederrhein, Kaiser-Wilhelm-Museum, Krefeld (K)
2006 Experimentelle Randegg, Katalog, Galerie Titus Koch, Tayingen, CH (K)
2007 Transversale Künstlerhaus Dortmund (K)
2008 Große Dujardin, Dujardin-Fasslager, Rheinhafen Krefeld-Uerdingen (K)
2011 Luftkunst, Zeppelinmuseum Friedrichshafen (K)
Grosse Düsseldorfer Kunstausstellung NRW (K)
2012 Grosse Düsseldorfer Kunstausstellung NRW (K)
2013 Art Karlsruhe, Galerie Idelmann
2014 Collaboration and Revelation, Jubiläumsausstellung zum 40-jährigen
Bestehen des Arts/Industry Program des John Michael Kohler Arts Center,
Sheboygan WI /USA (K)
Experimentelle Randegg, Vierländerausstellung in Deutschland, Schweiz,
Frankreich, Österreich, Schloss Ulmerfeld, Österreich (K)
2016 Transmitter03_Substanzen, Künstlerlehrer der Hochschule Niederrhein,
Krefelder Kunstverein
2018 Transmitter05_Raffinate, Künstler*innen, Designer*innen und ihre Lehrer,
Krefelder Kunstverein
2016/17Gefasste Leere, Museum Folkwang, Essen
2020 Götzendämmerung, Kunst und Künstliche Intelligenz im ästhetischen Diskurs,
Haus der Kunst, München

Fachvorträge an Museen, Kunstvereinen, Hochschulen und Industriemessen
im In- und Ausland, z.B. Berlin, München, Hannover, Stuttgart, Dortmund, London,
Helsinki, Bergen, Chicago, Milwaukee, Valencia.